«CAT-Tools finden nur langsam Einzug in diesen Fachbereich»

von Helena Stamatovic

Martina Knecht ist Fachübersetzerin für Kunst und Kultur und Visual Designerin. Die Kunden ihres Unternehmens Hypertext sind vorwiegend Museen und Galerien, aber auch Literaturfestivals und Kunstschaffende. Im folgenden Interview verrät sie, welche Herausforderungen dieser Fachbereich mit sich bringt und welches Ziel sie mit ihrer Spezialisierung verfolgt.

Martina, du erstellst Fachübersetzungen für Kunst und Kultur. Was heisst das konkret?

Ich übertrage seit 2005 Content von einer Kultur in die andere – vorwiegend für Museen, Galerien, Kunstsammlungen, Stiftungen, eigenständige Kunstschaffende sowie nationale und internationale Film-, Fotografie- und Literaturfestivals. Als ich Anfang 2019 unter dem Namen Hypertext meine neue Markenidentität lanciert habe, nutzte ich diese Gelegenheit, um den Fokus auf die Kreativ- und Kulturbranche zu verlagern. 

Ich arbeite daran, Kunst und Kultur als spezialisierten Bereich in der Übersetzungsbranche zu etablieren, denn unzählige Menschen und Initiativen können von diesem geballten Know-how profitieren.

Mit welchen Herausforderungen siehst du dich in diesem Fachbereich am meisten konfrontiert?

Die grösste Herausforderung ist zugleich gerade das Schöne daran: Die Vielfalt von Textarten, Inhalten und Kunstformen – von Musik über Film, Literatur, bildende Kunst und Architektur bis Gastronomie – erfordert ein enormes Allgemeinwissen, mentale Beweglichkeit und konstante Weiterbildung. CAT-Tools (Programme für die computergestützte Übersetzung) finden nur langsam Einzug in diesen Fachbereich, es wird noch vorwiegend nach alter Schule übersetzt. Hier sehe ich grosses Potenzial – ich denke insbesondere an die Prozessoptimierung für grössere Institutionen und internationale Festivals.

Du hast «Visual Design» studiert: Was muss man sich darunter vorstellen und inwiefern hilft dir das Kunststudium bei der Arbeit als Übersetzerin weiter?

In meiner ersten Ausbildung konnte ich meiner grossen Leidenschaft nachgehen: Zeichnen und Malen. Ich bin also eine Profimalerin. Als Visual Designerin gestalte ich grafische und multimediale Produkte. Oder Kunstprojekte, wie The Pin-Oops® Illustrated Supermodel Agency, das Character Design mit der Modewelt und der Werbung zusammenbringt und eine Brücke zwischen Mailand, Locarno, und London spannt.

Eine professionelle Übersetzung erfordert nicht nur sprachliche Kompetenzen und ein tiefgründiges Verständnis von beiden involvierten Kulturen, sondern auch Expertise in der behandelten Materie. Anders gesagt, ich muss den Text verstehen, damit ich dessen Sinn in eine andere Sprache übermitteln kann. Wenn ich zum Beispiel die Anleitung für einen Origami-Storch übersetze, muss ich als Erstes selber lernen, dieses Ding zu falten. Wie sollte ich es denn sonst jemandem erklären können?

Dank meinem Kunststudium arbeite ich effizienter, weil ich weniger Zeit der Recherche widme. Und ich weiss, wovon ich schreibe, wenn ich über Kunst schreibe.

Sind auch Sie auf der Suche nach einem Übersetzer, Korrektor oder Lektor? Schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an, wir vermitteln Ihnen den passenden Sprachdienstleister: +41 44 520 15 19 oderinfo@languagebox.ch.


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