Post-Editing: Ein Muss im MÜ-Prozess

von Helena Stamatovic

Während mit dem Pre-Editing das Ziel verfolgt wird, einen maschinell zu übersetzenden Text für die Maschine «fit» zu machen und so für bessere Ergebnisse zu sorgen, ist unter Post-Editing die nachträgliche Kontrolle und Korrektur der maschinell erzeugten Übersetzung zu verstehen. Dabei handelt es sich – je nach zu erzielender Textqualität – um eine Mischung aus Korrektorat, Lektorat, Abgleich mit dem Ausgangstext und systematischer Berichtigung von MÜ-Fehlern.

Post-Editing: ein schwieriger Stand in der Branche

Schon der Einsatz von zweckmässiger und professioneller MÜ sorgt in der Übersetzungsbranche immer wieder für Diskussionen. Noch hitzigere Meinungsverschiedenheiten löst das damit zusammenhängende Post-Editing aus. Der Grund: Humanen Linguisten fällt es – vor allem psychologisch – schwer, einen Text zu korrigieren, der nicht von einem Kollegen, sondern von einer Maschine übersetzt wurde. Einerseits folgen MÜ-Fehler keiner eindeutigen (humanen) Logik und sind teilweise nicht auf den ersten Blick erkennbar, wie etwa im Falle von Auslassungen oder inhaltlichen Ungenauigkeiten. Je nach Qualität der Übersetzung kann für den Post-Editor die Berichtigung von «dummen Maschinenpannen» somit eine ärgerliche und undankbare Aufgabe darstellen.

Andererseits wird die Motivation auch dadurch geschmälert, dass die Ernennung zum Post-Editor einer Degradierung gleichkommt, sind es doch vor allem exzellente, erfahrene und schnelle Übersetzer, die diese Rolle einnehmen (müssen). Dies meist zu einem niedrigeren Preis.

Nichtsdestotrotz hat sich das Image des Post-Editings dank korrekteren und genaueren MÜ-Ergebnissen zunehmend verbessert und immer mehr Übersetzer und Sprachspezialisten lassen sich auf diesem Gebiet ausbilden. Doch weshalb ist der Schritt des Post-Editings so wichtig?

Von der Fehlersuche zur MÜ-Optimierung

Die zentrale Bedeutung des Post-Editings hängt nicht nur mit der Qualitätskontrolle von maschinell erstellten Übersetzungen zusammen, sondern auch mit der angestrebten Lernfähigkeit («Trainierbarkeit») des eingesetzten MÜ-Systems. Will man langfristig vom Einsatz von MÜ profitieren, erweist sich das Post-Editing als vorteilhaft, da mit jeder Übersetzung auch das eingesetzte MÜ-System trainiert wird – was wiederum Fehlerquoten reduziert und so das Post-Editing beschleunigt.

Post-Editing ist jedoch – genauso wie Pre-Editing – keine Aufgabe für Generalisten, denn auch hier braucht es solide sprachliche und fachspezifische Kenntnisse. Zudem ist technisches Know-how gefragt: Der Post-Editor muss nämlich nicht nur die Funktionsweise eines MÜ-Systems kennen, sondern auch dessen Ergebnisse beurteilen sowie Tools für die (halb-)automatisierte Fehlersuche und Qualitätsprüfung einsetzen können. Und: Er muss in der Lage sein, wiederkehrende Fehler zu identifizieren, um das MÜ-System entsprechend anzupassen und dessen Ergebnisse weiter zu verbessern.

Post-Editing à la carte?

Unterschiedliche Arten von Post-Editing sind durchaus möglich und können vor allem dann sinnvoll sein, wenn für eine Übersetzung Kriterien wie Qualitätsniveau, Textsorte, Verwendungszweck und Zielgruppe definiert werden. Stehen etwa nicht Textqualität und Schreibstil im Vordergrund, sondern vielmehr Inhalt und Informationsaustausch, kann ein «low level»-Post-Editing zum Zuge kommen, mit dem z. B. lediglich die gröbsten Grammatikfehler und die Vollständigkeit des Textes überprüft werden.

Dem steht das umfassende «high level»-Post-Editing gegenüber: Dadurch wird die maschinell erzeugte Übersetzung so angepasst, als wäre diese von einem humanen Übersetzer erstellt worden (hier zählen also nicht nur die Berichtigung von grundlegenden sprachlichen Fehlern, sondern genaue Terminologiechecks, Satz-für-Satz-Abgleiche mit dem Ausgangstext u. a.).

Pre-Editing oder Post-Editing? Oder beides?

Die Antwort auf diese Frage kann nur im Zuge einer eingehenden MÜ-Evaluierung und Testphase gegeben werden bzw. nach der Untersuchung aller entscheidenden Faktoren der Prozessanalyse. Eine wesentliche Rolle spielen dabei auch die Leistung des MÜ-Systems sowie die Qualität der Daten, mit denen dieses gefüttert wird. Es stimmt zwar, dass Pre-Editing nur in der Ausgangssprache durchgeführt wird und der Aufwand des Post-Editings je nach Anzahl Zielsprachen höher ist – allerdings kann eine ausreichende Textqualität nur durch das Post-Editing sichergestellt werden. Es ist deshalb sinnvoll, dieses dem Pre-Editing vorzuziehen.

Prüfen Sie dabei genau, in welche Prozessphase Post-Editing-Aufgaben einzubetten sind und welche Arten von Post-Editing definiert werden sollen. Zu bestimmen ist auch, wer über die erforderlichen Kompetenzen verfügt, um als Post-Editor zu agieren und mit dem MÜ-System so zu interagieren, dass ein effizientes «Training» ermöglicht wird. Dass die besten Ergebnisse mit beiden Tätigkeiten erzielt werden, versteht sich von selbst – deren Einführung hängt jedoch von weiteren Parametern ab, auf die wir im nächsten Artikel unserer MÜ-Reihe näher eingehen werden.

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